2018 - „Für eine lebensfreundliche Welt mit Zukunft – Einen statt spalten“
Internationales Startsymposium
Themen, Inhalte und Referenten des Symposiums:
Zu den Ursachen der ökologischen Krise und dem Umgang damit
Dr. Peter Weish (Wissenschafter, Umweltaktivist)

Peter Weish greift weit in die Geschichte zurück: In jenen Regionen, in denen Menschen länger tätig waren, ist die Natur ärmer an Wald und Wasser geworden. Die Zivilisation ging Hand in Hand mit der Waldzerstörung. Die industrielle Revolution brachte eine zusätzliche Umweltbelastung: Die Massenproduktion und das Prinzip der Ökonomie der Größe führte zu fallenden Grenzkosten, steigenden Exporten und einer Ausdehnung der Märkte.
In den weiteren Ausführungen zur Lage der Welt stellt Weish die vielen Möglichkeiten eines sinnvollen und zielführenden Umgangs damit ins Zentrum.
Zur Bedeutung des Konziliaren Prozesses für eine lebensfreundliche Welt mit Zukunft. Die moralisch-ethische Sichtweise
Martin M. Lintner (Theologe, PTH Brixen)

Lintner verweist auf den Entwicklungsprozess der Kirchen, das Bewusstwerden einer ökologischen Verantwortung, beginnend mit der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Vanouver 1983, bis hin zur Umweltenzyklika „Laudato Si“ von Papst Franziskus. Die daraus hervorgehenden Selbstverpflichtungserklärung, gilt es einzumahnen. Lösungen könnten nur durch radikale Änderungen im Alltagsverhalten von Kirche und Gesellschaft, wie in Politik, Technik und Wirtschaft erzielt werden. Abschließend verweist Lintner auf die lange vernachlässigte Tierethik, die im heutigen Kontext eng mit der Umweltethik verbunden ist. „Die Kuh ist kein Klimakiller, wie oft kolportiert wird, aber die intensive Massentierhaltung und industrialisierte Landwirtschaft ist es sehr wohl.“
Es sind heute wie damals äußere Bedrohungen, welche alle Menschen dazu aufrufen sich für das „gemeinsame Haus“, gemeinsam einzusetzen – ganz im Sinne des heutigen Mottos "Einen statt spalten".
Klimapsychologie - Fokus auf Tiefenpsychologie
Marijke Van Duin (Klimareferentin Psychologin, NL)

Die "Klimapsychologie" ist ein aufstrebendes Gebiet in der westlichen Welt. Forschung zeigt, dass mehr als die Hälfte der westlichen Bevölkerung gefangen ist in kognitiven Dissonanzen bezüglich Klimawandel. Das heißt, dass sie zwar wegen des Klimawandels besorgt sind (75 Prozent der Bevölkerung), aber nicht bereit sind, etwas dagegen zu unternehmen (80 Prozent). C.G. Jungs Tiefenpsychologie ist ein effektives Werkzeug, um diese kognitive Dissonanz zu überwinden und die psychologischen Ursachen des Klimawandels aufzudecken. Jung hat gezeigt, dass in der westlichen Psyche weibliche Motive, wie das Teilen und die Beziehung, den männlichen Motiven wie Wachstum und Eroberung, erlegen sind, und dass das zum Klimawandel führt. Nur indem wir in unser persönliches Unbewusstes eindringen und das Weibliche und das Männliche neu ausbalancieren, können wir unsere kognitive Dissonanz transformieren und gegen Klimawandel vorgehen, sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene.” …
Podiumsdiskussion
Tobias Plettenbacher (Autor)
Die Selbstvermehrung des Geldes wurde zum wichtigsten Thema, die Explosion der Kurven, der Gewinn als Ziel wirtschaftlichen Handelns. Unser System zielt nur noch auf Gewinn ab. Doch uns gehen allmählich die Rohstoffe aus.
Ein quantitatives Wachstum kann auf Dauer nicht gehen. „Ich spreche lieber von Entwicklung statt Wachstum.“ Frieden kommt von Zufriedenheit. Nur auf diese Weise können wir die SDGs erreichen.
Marijke Van Duin (Psychologin)
Wachstum und Eroberung sind männliche Motive - das „sitzt in uns“, wir betrachten diese Bedürfnisse als normal, aber: Wie normal ist es für uns, dass andere Menschen verhungern? Wir müssen zuerst nach innen schauen und fragen: Warum haben wir diese Motive? Wir müssen die Systeme ändern. „Es ist möglich, schau nach innen, werde dir bewusst – das braucht Zeit – aber mit den gewonnen Einsichten kann man auch loslassen und frei werden für die Entwicklung anderer Ansichten über das Leben.
Volodymyr Scheremeta (Moraltheologe)
Umweltdiakonie als Beitrag der Kirche zur nachhaltigen Entwicklung
Als Leiter des Nationalbüros für Umweltfragen der Ukrainischen-Griechisch-Katholischen Kirche (UGKK), geht Professor Scheremeta den Weg der Umwelt-Diakonie. Diese bezeichnet er als praktizierte Schöpfungsverantwortung, die zum Prüfstein der Lebendigkeit der Kirche wird, und sie ist auch die Antwort der Kirche und der Christen auf die Leiden der Natur, die untrennbar mit den Leiden von Menschen verbunden ist. Er beruft sich auf die Umweltenzyklika von Papst Franziskus, in welcher er Nachhaltigkeit als Mittel zur Armutsbekämpfung und Friedensstiftung sieht. Einige Beispiele der Umsetzung der Umwelt-Diakonie in der Ukrainischen-Griechisch-Katholischen Kirche, wie sie von Scheremeta vor vier Jahren ins Leben gerufen wurden finden Sie hier:
Martin Lintner (Theologe)
Auf die Frage nach dem Status Quo in der Kirche bezüglich der vielen von ihm im Referat genannten Möglichkeiten für eine nachhaltige Praxis in den Kirchen antwortete Lintner: Im Konkreten wird noch zu wenig getan.
Peter Weish (Wissenschafter und Umweltaktivist)
Antwort auf die Frage der Moderatorin: "Eine Lehre aus der Ökologiebewegung - es ist nie zu spät." Ich selbst möchte noch auf einen Aspekt verweisen, den ich im Referat nicht mehr ausführen konnte. Ich selbst bin seit fast 50 Jahren aktiv gegen Fehlentwicklungen, Atomkraft und andere, aufgetreten und war so naiv zu glauben, jetzt kommt das Umweltbewusstsein auf, jetzt wird alles anders. Aber warum wird nicht alles anders? Es liegt auch in uns, da gebe ich ihnen recht (Van Duin), aber es gibt auch Gegenstrategien und die sind ausgefeilt.
Pete Hämmerle (Internationaler Versöhnungsbund)
Der 1. September ist auch ein Gedenktag zum Beginn des Zweiten Weltkrieges beziehungsweise ein Anti-Kriegstag.
Hämmerle kam im Jahr 1985 im Rahmen seines Zivildienstes zum Internationalen Versöhnungsbund und wurde auf die Entwicklungen in der damaligen DDR aufmerksam. Er verweist auf den v. a. von den Kirchen in der DDR, besonders den evangelischen ausgegangenen Friedensinitiativen, aber auch UW und Friedensgruppen, humanitäre Gemeinschaften, die sich eine aktive Gewaltfreiheit einsetzten, die schließlich zu einem friedlichen Ausgang der Befreiungsbemühungen, führten.
Gewaltfreiheit ist eine Grundhaltung, sie ist eine Kraft, die wirkt. Gewaltfreier Widerstand gegen Unrecht sei wichtig, ein Dialog, als eine Grundhaltung und Methodik der Gewaltfreiheit. Nur durch Dialog und Widerstand mit Gewaltfreiheit sei es möglich, Frieden und Gerechtigkeit zu erlangen, zu einen statt zu spalten.
Gewaltfreiheit - nicht nur aus der christlichen, auch aus humanitärer Gesinnung heraus - ist eine Grundhaltung, ein Lebensziel. Gewaltfreiheit ist auch eine Methodik, die vor 100 Jahren entstand, die Friedensarbeit schon viel früher. Im vorigen und im 21. Jahrhundert gab es zahlreiche Erfolge, die allerdings von den großen Medien unbeachtet blieben.
1998 hat die Vollversammlung der Vereinten Nationen das erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts und des 3. Jahrtausends, die Jahre 2001–2010, zur Internationalen Dekade für eine Kultur der Gewaltfreiheit und des Friedens für die Kinder der Welt deklariert.
Zu Neujahr 2017 brachte Papst Franziskus eine Botschaft über die Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit als einen positiver Frieden.
Wortmeldungen

Unter der Moderation von Sandra Szabo (ORF) fand eine angeregte Diskussion statt.
Die Teilnehmer an der Podiumsdiskussion aus dem Publikum haben sich durch Kompetenz ausgezeichnet. Einige der Wortmeldungen kamen von Personen, die in anderen NGOs mit ökologischen und sozialen Zielsetzungen tätig sind. Die Teilnehmer gingen durchaus konkret auf die Referate und Impulse der Vortragenden ein und zeigten durch eigene Überlegungen und Anregungen zu Lösungsansätzen ihr großes Interesse an der Mitwirkung einer Friedens-bejahenden, aktiven und solidarischen Gesellschaft zur Lösung der ökologischen Krise….
Workshops

Bei den im Anschluss stattfindenden Workshops konnten die behandelten Themen und Impulse näher behandelt werden.
Workshop 1: Pete Hämmerle
Workshop 2: Tobias Plettenbacher
Workshop 3: Jugendplattform JUMP
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