Schöpfungsverantwortung – ein Füllwort?
Was sich die ARGE Schöpfungsverantwortung 1992 vornahm, ist ihr gelungen: Wir haben „Schöpfungsverantwortung zum Thema“ gemacht. Angesichts der Tatsache, dass sich Begriffe gemeinhin mit der Zeit abnützen, verflachen, verändern oder in die Konjunkturflaute gelangen, ist immer wieder eine neue Reflexion des eigentlich Gemeinten vonnöten. Dazu dienen an dieser Stelle für uns und unsere LeserInnen einige Feststellungen von Prof. Dr. Markus Vogt, LMU München.
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Die theologische Kompetenz im Umweltdiskurs wird sich nur dann konstruktiv entfalten können, wenn die Vertreter der Kirche lernen, die mit diesen Methodenproblemen verbundenen Kommunikationssackgassen zu vermeiden. […]
„Schöpfungslust statt Umweltfrust“ sollte das Motto des theologischen Zugangs zu ökologischen Fragen sein. […]
Der Imperativ „Die Schöpfung bewahren“, an den wir uns seit dem konziliaren Prozess in Europa gewöhnt haben, ist sinnlos, wenn man damit meint, dass wir als Christinnen und Christen die Natur als Ganze wie ein Fürsorgeobjekt behandeln und in ihrem jeweiligen Zustand erhalten sollten. Das Verständnis der Natur als vermeintliches Schutzobjekt ist eine Vorstellung, die ihren Ursprung in der Raumfahrt hat, die uns Bilder von der Erde vermittelte, in denen sie wie ein kleiner, zerbrechlich im All schwebender Ball erscheint und unsere Fürsorgeinstinkte anspricht. Die Natur ist jedoch zunächst eine offene, sich evolutionär entwickelnde Ordnung und kein möglicher Gegenstand des statischen Bewahrens. Nur wenn man das, was an der Natur bewahrenswert ist, theologisch, ökologisch, ökonomisch, ästhetisch oder kulturell genauer beschreibt, ergeben sich normativ sinnvolle Aussagen. Gerade im christlichen Umweltdiskurs gibt es häufiger eine diffuse Ausweitung der Schutzappelle als eine präzise Benennung und Eingrenzung des Bewahrenswerten.
(14. Internationaler Renovabis-Kongress „In Verantwortung für die Schöpfung“ Freising 02.-04. 09. 2010, von Prof. Dr. Markus Vogt, LMU München)
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Und wäre Christus tausendmal in Bethlehem geboren,
und nicht in dir: Du bliebest doch in alle Ewigkeit verloren.
Angelus Silesius (1624 – 1677)